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Onkologische Versorgung im europäischen Vergleich – Auftrag für Österreich?

Onkologische Versorgung im europäischen Vergleich – Auftrag für Österreich? (Credit: Pharmig/APA-Fotoservice/Schedl)

Ein neuer Report zeigt: Österreichs Krebspatienten sind Großteils besser versorgt als im europäischen Durchschnitt. Europaweit steigen die Kosten für Krebs, gleichzeitig sinkt aber auch der sterblichkeitsbedingte Produktivitätsverlust. Speziell Österreich weist gute Zahlen bei der 5-Jahres-Überlebensrate aus: Es leben heute deutlich mehr Krebspatienten fünf Jahre nach ihrer Diagnose als noch vor 20 Jahren, dank guter Versorgung mit innovativen medikamentösen Therapien. Dennoch bleibt Krebs in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung, wie Top-Onkologe Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski und Pharmig-Generalsekretär Dr. Jan Oliver Huber gemeinsam mit dem Co-Autor des Reports heute im Zuge eines Pressegespräches betonten.

Thomas Hofmarcher, MSc, Research Manager bei IHE – The Swedish Institute for Health Economics und Co-Autor des „Comparator Report on Patient Access to Cancer Medicines in Europe Revisited“, stellte Details aus der Analyse vor. Dabei zeigt sich ein europaweit einheitliches Bild bezüglich Krebsneuerkrankung, Krebssterblichkeit und Überlebensrate: 2012 gab es um 30 Prozent mehr Krebserkrankungen als 1995. Etwa ein Viertel aller Todesfälle ist auf Krebs zurückzuführen. Die 5-Jahres-Überlebensrate stieg in allen Ländern zwischen 1990 und 2007 konstant an. Heute leben 50 Prozent der Patienten fünf Jahre nach der Diagnosestellung. Dazu Hofmarcher:
„Österreich liegt gerade bei der Überlebensrate im europäischen Spitzenfeld auf Rang 4, hinter Finnland, Island und dem Tabellenführer Schweden. Das bedeutet: Krebspatienten sind in Österreich medizinisch sehr gut versorgt. Und hier zeigt sich gleichzeitig, dass Länder mit höheren Ausgaben auch höhere Überlebensraten aufweisen.“ Schweden gebe zwar weniger aus und weise gleichzeitig eine noch höhere Überlebensrate aus als Österreich, dies sei aber, so Hofmarcher, darauf zurück zu führen, dass Schweden den geringsten Anteil von Rauchern habe und daher auch als einziges von 40 europäischen Ländern nicht Lungen-, sondern Prostatakrebs die häufigste Todesursache bei den Männern sei.

Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski, Leiter der Univ. Klinik für Innere Medizin I, der Klinischen Abteilung für Onkologie und des Comprehensive Cancer Center der MedUni Wien/AKH Wien, unterstreicht die gute heimische Versorgungslage: „Wir freuen uns, dass Österreich weiterhin an einem derart guten Ranking-Platz liegt. So ist etwa die Sterblichkeit an Brustkrebs in Österreich deutlich gesunken. Allerdings ist die eine oder andere dunkle Wolke am Horizont zu erkennen.“ Er nimmt damit Bezug auf den Zusammenhang von niedriger Sterblichkeit und gleichzeitiger Verfügbarkeit moderner und modernster Medikamente für die Krebstherapie – und dass diese auch weiterhin leistbar bleiben. Die europäische Onkologengesellschaft ESMO (www.esmo.org) hat hier eine Auflistung von Medikamenten in Abhängigkeit von ihrer klinischen Wertigkeit erarbeitet. Aus dieser sind diejenigen Medikamente zu entnehmen, die einen besonders hohen Stellenwert genießen und dementsprechend als klinisch bedeutsam einzustufen sind. „In diesem Sinn wird eine „Brücke“ zwischen Verfügbarkeit modernster Medikamente, ihrer klinischen Wertigkeit und schließlich der „Übersetzung“ dieser Ergebnisse auf die Überlebensstatistik an Krebs innerhalb eines Landes zu konstruieren sein“, so Zielinski.

Hier brachte sich Dr. Jan Oliver Huber, Generalsekretär der Pharmig ein und hatte Positives bezüglich der gerade in Entwicklung befindlichen neuen Therapiemöglichkeiten zu berichten: „In den kommenden Jahren, bis 2020, werden voraussichtlich 225 neue Wirkstoffe auf den Markt gebracht. Im Zeitraum 2011 bis 2015 waren es 184 (Quelle: IMS Health, Institute for Healthcare Informatics, Oktober 2015). Das beweist, wie innovativ unsere Branche ist und dass mit Hochdruck an neuen Therapien, speziell in der Onkologie, geforscht wird.“ Gemäß einer Umfrage unter den Pharmig-Mitgliedsunternehmen läuft allein ein Drittel aller klinischen Prüfungen in Österreich in der Onkologie: 186 von insgesamt 469. An diesen 186 Prüfungen nehmen über 1000 Patienten teil, die damit als erste Zugang zu innovativen Therapien haben.

Die pharmazeutische Industrie übernehme aber auch, so Huber, bezüglich der Frage der Leistbarkeit moderner Krebstherapien Verantwortung. Der europäische Dachverband efpia hat hier eine Initiative gestartet, um die Herausforderungen im Zusammenhang mit Krebs in Kooperation von Industrie, Politik, Behörden, Fachkreisen, Selbsthilfegruppen etc. anzugehen. „Wir können heute nur gemeinsam die Versorgung der Patienten verbessern, egal bei welchen Krankheiten. Kooperationen und Allianzen sind das Gebot der Stunde“, so Huber. „Access Accelerated“ ist ein anderes Beispiel: eine globale Allianz von 22 biopharmazeutischen Unternehmen mit der Weltbank und weiteren Organisationen. Ihr Ziel ist, dass Patienten in einkommensschwachen Ländern beschleunigten Zugang zur medizinischen Versorgung erhalten.

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