Die Birkenpollen-assoziierte Nahrungsmittelallergie ist eine sehr häufige Begleiterscheinung einer Birkenpollenallergie – so leiden rund 70 Prozent aller Menschen mit einer Birkenpollenallergie auch unter einer Apfelallergie. Das sind in Österreich rund 280.000 Personen. Der Verzehr von Äpfeln führt bei den Betroffenen zu Schwellungen und Rötungen oder Juckreiz im Mund- und Rachen- sowie Ohrenbereich bis hin zu Bläschenbildung. Nun konnte eine Forschergruppe unter der Leitung von Barbara Bohle am Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung in enger Zusammenarbeit mit Tamar Kinaciyan an der Universitätsklinik für Dermatologie der MedUni Wien in einer Phase-II-Studie nachweisen, dass das Apfel-Allergen „Mal d 1“ die Symptome einer Apfelallergie deutlich vermindert und damit eine wirksame und sichere Behandlungsoption darstellt.
Von den 60 ProbandInnen mit Birkenpollen-assoziierter Apfel-Allergie erhielten je 20 eine Behandlung mit Placebo, mit einem Birkenpollen-Allergen und mit dem rekombinanten Apfel-Allergen Mal d 1, also genetechnisch hergestellt, reproduzierbar, sehr stabil und damit auch gut lagerbar.
Einmal täglich wurde Mal d 1 in Form von Tropfen unter der Zunge verabreicht. Die Ergebnisse sind vielversprechend: „Bei 6 von 20 Probanden schlugen die Allergie bzw. die Symptome gar nicht an. Sie könnten nach der Therapie beschwerdefrei täglich zwei Äpfel essen. Bei allen anderen wurden die Symptome signifikant vermindert, sodass auch diese nicht mehr grundsätzlich auf den Verzehr von gesunden, heimischen Äpfeln verzichten müssen“, sagt Studienleiterin Bohle.
Die Ergebnisse der Phase-II-Studie müssen nun in einer (multizentrischen) klinischen Phase-III-Studie überprüft werden – sobald diese Studie erfolgreich abgewickelt und ein pharmazeutischer Unternehmenspartner gefunden ist, könnte diese Immuntherapie der Apfel-Allergie in wenigen Jahren verfügbar sein.
Rund 400.000 ÖsterreicherInnen leiden an einer Birkenpollenallergie. Die durch Pollen ausgelösten Symptome können durch eine Immuntherapie gut behandelt werden – die bisherigen Impfstoffe wirken aber nur gegen das Birkenpollen-Allergen und nicht gegen diverse Kreuzallergien. Die Studien-Ergebnisse lassen darauf hoffen, dass mit Mal d 1 die Symptome der Kreuzallergien mit Apfel abgeschwächt werden können und auch bei anderen Obst-Allergien wirksam sein könnten.
Von 23. bis 25. November 2017 findet im Bundesministerium für Gesundheit und Frauen das Jahresmeeting der ÖGAI (Österreichische Gesellschaft für Allergologie und Immunologie) statt. ÖGAI-Präsidentin Barbara Bohle gehört neben Winfried Ellmeier, Karin Hoffmann-Sommergruber, Tamar Kinaciyan, Johannes Schmid, Georg Stary, Gerhard Zlabinger und Zsolt Szépfalusi (alle MedUni Wien) zum Organisationskomitee. Die Vorträge der internationalen ExpertInnen (der Eintritt ist aber auch für interessiertes Publikum möglich) umfassen Themen wie „Immuntherapie in der Rheumatologie“ über „allergen-spezifische Immuntherapie – quo vadis?“ bis hin zu „Immuntherapie in der Multiplen Sklerose“. Link: www.oegai2017.org.
„Efficacy and safety of 4 months of sublingual immunotherapy with recombinant Mal d 1 and Bet v 1 in patients with birch pollen–related apple allergy.“ Tamar Kinaciyan, Birgit Nagl, Sandra Faustmann, Florian Frommlet, Stephan Kopp, Martin Wolkersdorfer, Stefan Wöhrl, Katharina Bastl, Hans Huber, Uwe Berger and Barbara Bohle. J Allergy Clin Immunol. 2017 Sep 1. pii: S0091-6749(17)31359-3. doi:10.1016/j.jaci.2017.07.036. [Epub ahead of print].