Spitalsärzte fordern rein ärztliche Führung der Krankenhäuser

Die Qualität der stationären Versorgung und die Patientenzufriedenheit könnten steigen und Europas Krankenhäuser würden generell eine bessere Performance abliefern, wenn sie unter rein ärztlicher Führung stünden, betonten die Vertreter der europäischen Spitalsärzteschaft im Rahmen ihrer dreitägigen Tagung in Wien. Derzeit gebe es beispielsweise in Österreich die so genannte kollegiale Führung, bestehend aus der ärztlichen Direktion, der Pflegedirektion und der Verwaltung. „Das Ideal wäre, dass der Arzt das gesamte Team führt und die Letztverantwortung für sämtliche Prozesse trägt“, betonte der Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) und Obmann der Bundeskurie Angestellte Ärzte sowie Gastgeber der Tagung, Harald Mayer, am Freitag in einer Aussendung.

Studien hätten die Effizienz ärztlicher Führung schon lange nachgewiesen. So würden Spitäler mit einer hohen Anzahl an ärztlichen Führungskräften um 50 Prozent besser abschneiden als Krankenhäuser, die kollegial geführt würden, erklärte Mayer.

Der Grund für die bessere Performance liege auf der Hand:
„Führungskräfte, die selbst aus dem Spitalsbereich kommen und den ärztlichen Beruf ausüben, verstehen besser, worauf es ankommt und können entsprechende Maßnahmen setzen, um einerseits die Kolleginnen und Kollegen zu entlasten und um andererseits die Versorgungsqualität zu heben“, führte Rudolf Knapp aus, stv. Obmann der Bundeskurie Angestellte Ärzte. Auch die Patientenzufriedenheit würde signifikant steigen. Knapp: „Zentral ist, dass durch die ärztliche Führung eines Krankenhauses die Behandlung der Patienten nicht ausschließlich von ökonomischen Kriterien bestimmt wird. Die medizinische Versorgung steht klar im Mittelpunkt. Wir wissen auch, dass mancherorts die Entscheidung, einen Manager einzusetzen, wieder rückgängig gemacht wurde, da die gefällten medizinischen Entscheidungen nicht optimal waren.“ Optimale medizinische Prozesse seien jedoch ein zentraler Bestandteil der Patientenversorgung, ebenso wie Diagnose und Therapie. „Ein Manager überschaut diese medizinisch-wissenschaftlichen Prozesse nicht immer, ein ärztlicher Leiter schon“, so Knapp.

Gleichzeitig sei evident, dass Krankenhäuser unter ärztlicher Führung auch finanziell besser da stünden. So sei für mehrere klinische Einrichtungen in den USA nachgewiesen worden, dass diese nach Übernahme durch einen Arzt eine höhere klinische Qualität aufwiesen, das Sterberisiko senken und die Patientenzufriedenheit auf 83 Prozent steigern konnten. Auch die finanziellen Probleme dieser Einrichtungen gehörten dank einer Umstrukturierung unter ärztlicher Leitung der Vergangenheit an. „Um die rein ärztliche Führung in Spitälern zu fördern, bedarf es entsprechender Anreize. Auch Management-Kurse im Rahmen des Medizin-Studiums könnten mehr Ärzte dazu bringen, Führungspositionen anzustreben“, sagte Knapp abschließend.

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